Ralf Witthaus M.A.
Die kollektiven Bilder sind die zweite große Werkgruppe des Oeuvres von Rose Stoll. Hier wendet sie sich Themen zu. Dies macht sie in der gleichen Art und Weise wie bei den persönlichen Bildern: Sie startet vor dem leeren Blatt Papier, ohne zuvor ein Bild im Kopf zu haben und vertraut darauf, welche Energie ihrer Intuition sich zu diesem Thema offenbart. In einer Serie von 2012 – 2014 wendete sie sich den Vernachlässigungen, Misshandlungen sowie Vergewaltigungen von Kindern zu.
Heilung für Vergewaltigungen | Kinder I, 2012, Pastellkreide auf Papier, 66 x 51 cm, ©Rose Stoll, Foto ©Christian Stoll
Ähnlich wie bei den Portraits geht es ihr nicht um die Darstellung des Problems oder der Abgründe, sondern um die Energie, die Heilung bringt. Wohl kann man hier in der Symbolik der Bilder das Thema auch deuten, aber nur mithilfe der Titel. In dem Bild „Kunst | Verloren auf offenem Meer“ bearbeitet sie die Fragestellungen der Künstler, die sich und ihr Werk schutzlos größeren Kräften ausgeliefert sehen. Wie auf einem kalten Meer, in einem winzig kleinen Flüchtlingsboot liegen vier Perlen eng aneinander, auf eine ungewisse, bessere Zukunft hoffend.
Kunst | Verloren auf offenem Meer, 2015, Pastellkreide auf Papier, 66 x 51 cm, ©Rose Stoll, Foto ©Ralf Witthaus
Banken, 2009, Pastellkreide auf Papier, 65 x 50 cm, ©Rose Stoll, Foto © Christian Stoll
Bei dem Bild „Banken“ beleuchtet Rose Stoll die Banken und das Geld. Hier findet sich eine Teilung des Bildes, wie es das sonst bei kaum einem anderen Bild gibt: unten große, kalte Strahlen mit einem dunkelblauen Bogen und oben hellgelbe, orangene Flächen, die an eine offene Landschaft erinnern, jedoch von einer dunklen Diagonalen durchzogen, und rechts erneut ein dunkelblauer Bogen. Die Komposition wirkt wie ein positiver Ausblick auf die guten Möglichkeiten, die das Geldsystem in sich birgt – aber auch Ballast und Kritik steckt in diesem Bild.
Von allen bildnerischen Mitteln kann man sich der Bildwelt von Rose Stoll am allerbesten über die Farbgebung annähern, da dieser ein recht klares Bedeutungssystem innewohnt. Sie selbst hat in einer schönen poetischen Sprache etwas zu den Farben niedergeschrieben, das ich in leicht verkürzter Form hier wiedergeben möchte:
Maria Magdalena, 2018, Pastellkreide auf Papier, 76 x 58cm, © Rose Stoll
Wenn Sie mehr über Rose Stolls Zeichnungen wissen wollen, dann lesen Sie bitte hier weiter.
Der Text ist zum Teil dem Katalog „Rose Stoll – alles spüren“ entnommen, erschienen im culturtraeger Verlag, ISBN 978-3-941070-20-2
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Abbildung ganz oben: ©Rose Stoll, Depression, 2013, Pastellkreide auf Papier, 65 x 50 cm